Patricia from Switzerland
Island 2022
Das
waren sie, meine diesjährigen grossen Ferien: Drei Tage in Island mit
meinem Schwesterherz. Trotz Sommermonat Juli war es zwar meist nur
regnerisch, windig und enorm kühl, doch wir hatten trotzdem eine
eindrucksvolle gemeinsame Zeit und konnten so einige typische
Island-Hochlichter besuchen, wie die Blaue Lagune, den grossen
Wasserfall Gullfoss und auch die Geysire. Es gab, eingebettet in einem
zeitlich straffen Programm, viel zu sehen. Entsprechend waren die
Ferientage auch eher erschöpfend als erholend. Aber dafür mit vielen
einzigartigen Eindrücken gespickt! Allerdings hätte ich besser noch
wärmere Kleidung eingepackt. Doch wer konnte bei sommerlichen 25 Grad
Zürichs schon ahnen, dass es auf einer Gletscherinsel ganz nah am
Polarkreis so kalt werden könnte... ;-)
Hier geht's zu den spannenden Details:
Früh aufstehen am ersten
Ferientag, aber aktuell kann man nie früh genug sein - weil am
Flugplatz lange Warteschlangen angesagt waren lieber 3 Stunden zu früh.
Am Schalter der Icelandair
war noch kein einziger Fluggast und ich durfte meinen vorgegebenen
Sitzplatz weit hinten gegen einen weit vorne mit mehr Beinfreiheit
tauschen. An der Sicherheitskontrolle ging es speditiv vorwärts,
keine Fragen, keine Detailprüfungen, einfach durch und dann erstmal zum
Sprüngli
auf Kaffi und Bretzli bzw Kaffi und Himbeertörtli. Da wusste ich noch
nicht, dass dies meine letzte Mahlzeit für rund 24 Stunden werden sollte...
Dann eine tolle Überraschung im Flugzeug für die rund 3,5 Stunden bei rund 800 km/h: Neben mir sassen Pascale und Ilona,
welche gleich zwei Wochen in Island verbringen wollten. Sie verrieten
mir, dass sie mich schon vorher durch den Flughafen wandeln gesehen
hätten. Und als ich dann hörte, dass Pascale eine ähnliche
Lebensgeschichte wie ich hatte, war mir klar, warum ich ihnen ins Auge
gestochen war. :-) Leider verloren wir uns nach der Ankunft am Flughafen KEF dann schnell aus den Augen, denn mein Schwesterherz
hatte mich schon ungeduldig erwartet: Der letzte Bus zur gebuchten
Wellness-Session wartete schon abfahrbereit vor dem Terminal.
Die Blue Lagoon
ist eine der Sehenswürdigkeiten, obschon es sich hier eher um eine
Erlebniswürdigket handelt: Ein grosses mineralienreiches Thermalbad mit
rund 39 Grad warmem, milchig-blauem Wasser, umgeben von dunklen
Lavasteinen, und sogar mit einer bedienten Bar am Beckenrand. Die
Eintrittskarten buchten wir schon lange im Voraus, was aufgrund der
grossen Beliebtheit auch anders kaum möglich gewesen wäre. Somit nach 2
1/2 Jahren mal wieder ins Badekleid schlüpfen! Jaaaaa! :-)) Ein
Wermutstropfen war einfach, dass der Zugang zum Schwimmbecken hinter
dem Empfangsgebäude war und nicht im Gebäude selbst, man also einige
Meter durch die eisige Kälte eilen musste um dann im wohlig warmen
Thermalwasser eintauchen zu können. Aber ist man mal drin, ist es
einfach nur herrlich!!! Dass es kaum Umkleidekabinen sondern
Umkleideräume gab (wo sich bis zu einem Dutzend Damen freizügig und
ungehemmt umzogen) irritierte mich jedoch irgendwie. Tja, ich bin da
etwas verklemmt.
Ein Taxi, das nicht einfach zu organisieren war, brachte uns dann zum Hotel Keilir in Keflavík.
Das Hotel wirkte recht einfach, im kalten Zimmer musste erst die
Heizung hochgeschaltet werden und leider drang anfangs von einem
Nebenzimmer Zigirauch hinein, wofür sich die Hotelscheffin persönlich
ganz ganz fest zu entschuldigen versuchte und versicherte, den
Verursacher nochmals auf die Nichtraucherregel hinzuweisen. Da es ein
langer Tag war, wollte ich nur noch kurz lüften, ins Pyjama schlüpfen
und unter die Decke kriechen. Und da merkte ich, wie sehr das stetige
Tageslicht die innere Uhr zu verwirren vermochte.
Um 8 Uhr trafen wir uns zum
gemeinsamen Zmorge am nicht wirklich auswahlreichen Büffet im
Frühstücksraum. Es gab nur Toastbrot, Wurst- und Käsescheiben, zwei Sorten
Joghurt, vorgekochte Eier, Früchte vom Vortag(?), Säfte im Tetrapak,
Corn Flakes, und eine dunkle Brühe, die in Island irgendwie offiziell als
Kaffee durchgeht. Da dies seit der Abreise in Zürichmeine
erste Mahlzeit war, erfreute ich mich auch an diesem spärlichen
Angebot. Viel Zeit blieb uns ja nicht, denn wir sollten uns noch
Toastbrote als Proviant für den
Zmittag schmieren, dann warm anziehen und uns
anschliessend anderhalb Kilometer durch den Regen und gegen den Wind
zur Busstation 'Midstöd' kämpfen. In diesem Moment erkannte ich, wie
miserabel vorbereitet ich auf die herausfordernde Witterung da oben
vorbereitet war...
Die Buslinie 55 sollte uns heute in die Hauptstadt Reykjavík bringen, allerdings mussten wir in Fjördur
überraschend umsteigen (weil wir die Fusszeile im Fahrplan übersahen).
Die Linie 1 brachte uns dann ins Stadtinnere und ab da waren wir
bein weiterhin üppigem Regen und Wind auf uns alleine gestellt. Nach einem
standhaften Fussmarsch erreichten wir dann den Gebäudekomplex von Fly Over Iceland, wo uns ein fantastischer virtueller Rundflug über Islands Berge und Gletscher erwartete.
Man schnallt sich am Sitz fest und lässt sich von bewegenden Bildern,
epischer Musik, hydraulischer Neigung der Sitze und speziellen Effekten
an der Rundumleinwand berauschen und in eine wahnsinnig unglaubliche Welt
entführen. Ich war (und bin immernoch) derart beeindruckt, dass mir
während der Vorstellung doch tatsächlich die Tränen kamen. Ich habe noch
nie so etwas Geiles gesehen!!!
Wenige Strassen weiter lockte das Aurora-Haus zu einer Ausstellung über die Naturphänomene der Polarlichter.
Über ihre Entstehung, ihre Verbreitung, ihre optimale
Fotografierbarkeit. Eine spannende Ausstellung sogar mit der
Möglichkeit, sich noch eine VR-Brille aufsetzen zu können. Ein Muss für
alle, die sich irgendwann mal auf die Jagd nach den kalten
Himmelsfeuern
aufmachen wollen.
Zum Glück mussten wir nicht lange ausharren bis uns der Stadtrundfahrten-Bus
aufpickte. Im richtigen Touristen-Stil liessen wir uns auf einer langen
Tour von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit chauffieren, während aus
dem kostenlosen Einweg-Kopfhörer (der nur einseitig funktionierte)
verschiedenste Informationen über die Stadt auf uns einrieselten. Beim
grossen Konzerthaus Harpa,
unweit der Haltestelle der Buslinie 1 zurück nach Fjördur, verliessen
wir den touristischen Doppeldecker um zunehmend erschöpft sowie langsam
aber sicher den Heimweg zum Hotel in Keflavík anzutreten. Nun knurrte aber auch der
Magen und ich war erleichtert, dass wir ein Thai-Restaurant
gleich neben dem Hotel fanden. Von aussen sah es nicht so überzeugend
aus, aber der Teller mit den gebrateten Nudeln mit Pouletstückli war
dann doch wirklich fein.
Heute dann noch früheres Aufstehen als am Vortag, weil wir das Hotel wechselten und auch am nahen Flughafen
ein reserviertes Mietauto aufpicken sollten. Der improvisierte
Hotelshuttle sollte um 8 Uhr losfahren, also Zmorge um 7 Uhr (inklusive
nochmals ein Brötli für unterwegs schmieren), vorher aufbretzeln und
packen, also um 05:30h aus den Federn. Bei Europcar erhielten einen bequemen Hybrid von VW und die Reise führte uns weit ins Land hinaus, in den Nationalpark von Pingvellir,
wo sich vor langer Zeit die Völker der Insel zu parlamentarischen
Versammlungen trafen und wo sich auch die amerikanische und die
eurasische tektonische Platte aufeinander treffen.
Langsam öffnete sich der
Himmel und die Sonne winkte uns wohlwollend zu. Unsere Reise führte uns
weiter zum berühmten, grossen, zweistufigen Wasserfall von Gullfoss,
wo eiskaltes Wasser über insgesamt 30 Meter in die Tiefe stürzt.
Angeblich wollten mehrmals Privatleute den Wasserfall kaufen, wobei
sich die Anreinerin Sigridur Tomasdottir vehement wehrte und sogar drohte, sich in die
Tiefen zu stürzen um diese Sehenswürdigkeit vor den Plänen geldgieriger
Investoren zu schützen. Ihr ist darum ein kleines Denkmal gewidmet und
der Gullfoss steht heute unter nationalem Naturschutz.
Die nächste Station war das wohl berühmteste Naturereignis Islands: Ein alle paar Minuten ausbrechende Geysir.
Neugierig und gespannt tummeln sich dutzende mit Kameras bewaffnete
Menschen um die brodelnde Wasserlache, aus welcher es etwa alle zehn
Minuten blubbert und sich dann eine imense Ladung geladener Energie in
Form einer riesigen Wasserfontäne entlädt. Auf dem Areal hat es noch
weitere mit heissem Wasser gefüllte Kraterlein mit Namen wie Geysir oder Litli (little) Geysir und die Luft ist teils
etwas unangenehm schweflig. Aber nur der Strokkur spuckt Tag und Nacht regelmässig beeindruckende meterhohe Wassersäulen in die Höhe. Wow!
Nebenbei: Das Wort Geysir hat isländischen
Ursprung und ist der Namens-/Begriffsgeber aller anderen Heisswasserfontänen
(also Geysiren) weltweit.
Diesmal übernachteten wir im Design-Hotel Geysir,
gleich neben der gleichnamigen Sehenswürdigkeit. Und ich war überrascht, als wir beim
Zimmerbezug eine Flasche kühlen Sekt entdeckten. Eines der "Goodies"
beim frühen Buchen des Arrangements. Zum Znacht holten wir uns diesmal
leckere "Fish & Chips" aus dem nahen Besucherzentrum ins Hotelzimmer. Klein und fein.
Das Bad im Hotelzimmer
erwies sich leider als unpraktisch, indem der Dampf der Dusche mangels direkter Lüftung nur ganz langsam vom riesigen Spiegel
wich, und auch das einzige
weit oben montierte Lichtlein für's Aufbretzeln saumässig doof
platziert war. Aber dafür endlich mal ein ausgiebiger Zmorge von einem
grosszügigen und ausladenen Zmorgebuffet mit Rührei und Pancakes! Es
folgte ein entspanntes Auschecken und nochmal ein kleiner Besuch beim Geysir nebenan, und schon ging die Fahrt weiter in den Süden der Insel, während es wieder zu nieseln begann.
Um die Mittagszeit erreichten wir das Wasserkraftwerk Ljosafoss,
das eine lässige interaktive Ausstellung zu Wasserkraft anbietet und
auch einen Einblick in die Turbinenhalle gewährt. Es gibt einiges zu
lesen und zu lernen, und eine Wand lädt ein, sich mit der ganzen Körperkraft
dagegen zu stemmen, wobei sich dann je nach Grad der Anstrengung ein
digitales Mosaik enthüllt. Eine witzige und innovative Art Energie
darzustellen.
Am Nachmittag als der Regen recht intensiv wurde, folgte die zweite Attraktion: Ein Abstieg in einen erloschenen Lava-Tunnel.
Wir hatten Glück, dass es noch zwei Plätze frei hatte, da auch hier zu
Reservationen geraten wird. Also die unattraktiven Schutzhelme auf und los ins
Dunkel. Der wortgewandte Tunnelführer Dimitri führte uns weit in die nass-kalte Lavaröhre
hinein und erklärte mit Witz und Charme, woher die unterschiedlichen
Schichten, Farben und Formen stammen, und warum es keine Fledermäuse in
der Höhle gäbe - weil der Tunnel infolge der speziellen Strukturen kein
Echo ermöglichst, welches die Fledermäuse ja zur Orientierung
benötigen.
Die Sicht wurde immer
schlechter und mit der Zeit war es, als würde man ins Nirgendwo fahren.
Dank meiner guten Navigatorin auf dem Beifahrersitz erreichten wir am Abend dann doch
noch das kleine Dorf Gardur und somit unsere letzte Übernachtungs-Lokalitat, das Lighthouse-Inn. Von aussen unscheinbar, aber mit schönen Zimmern versehen und einem ausgezeichneten Restaurant El Faro.
Es war unser letzter Znacht, darum gabs einen Margarita für sie und
einen Limoncello für mich. Und als Hauptgang einen spitzenmässigen gebackenen Kabeljau mit
Ratatouille. Das Tageslicht draussen machte uns
wieder einen Strich durch die Rechnung, indem es gegen 11 Uhr abends
immernoch schön hell war, wir aber am nächsten Tag wiederum früh aus
den Federn sollten...
An diesem Morgen gab es keinen Zmorge, dafür ein Säckli mit Broten und Früchten. Denn es galt das Mietauto frühzeitig abzugeben, um am Flughafen
genug Zeit zum einchecken und für die Kontrollen zu haben. Das war eine
gute Idee, denn wir standen eine gute Stunde(!) vor den wenigen
Check-in-Schaltern und mussten dann zügig zur Sicherheits-Check, und
dann wiederum nur wenige Minuten später zu unseren Gates. Es galt also
schnell Adiöö zu sagen. Zuerst war ich sehr skeptisch wegen der Reise nach Island,
aber rückwirkend hatten wir eine schöne, gemeinsame, eindrucks- und
erlebnisreiche sowie herzliche "Wir-Zeit". Ich denke wir haben uns fast
etwas aneinander gewöhnt, sodass der Abschied dann entsprechend weh
tat, auch wenn wir uns sicherlich bald wieder sehen werden.
Zum Glück hatte ich für den
Rückflug ein Premium-Billett (zu günstigen Konditionen) gebucht,
wo es geräuschhemmende Kopfhörer gab und ich das permanente Geschrei des
Kleinkindes in der Holzklassen-Reihe hinter mir weitgehend dämpfen
konnte. Und es gab im Gegensatz zum Hinflug sogar Snacks und ein
kleines Menü, sowie unlimitiert Getränke. Sollte ich irgendwann(?) wieder
fliegen, sollte ich mich unbedingt an diese Annehmlichkeiten
zurück erinnern und lieber einen Aufpreis berappen, sofern der nicht
grad ruinierend ausfällt.
In Zürichangekommen
erlebte ich als erstes den Klimaschock in die Gegenrichtung vom
Mittwoch (von 0 auf 25 Grad) und wollte dann nur noch nach Hause,
auspacken, abschminken,
mich hinlegen. Ich war richtig erschöpft. Das ewige Tageslicht in
Island und die Zeitverschiebung von
zwei Stunden brachten meinen Rhythmus regelrecht durcheinander. Doch es
war
eine wunderbare Reise mit vielen wunderbaren Eindrücken.