Patricia from Switzerland
Wien 2016
Vom 14. bis 23. Juni war ich einmal mehr in WIEN! Heuer in Begleitung dreier Freunde, mit denen ich diverse schöne Stunden in dieser genialen Metropole verbringen konnte. Gleichzeitg nutzte ich aber auch die "Freizeit", wenn die Jungs ihr eigenes Programm hatten, und ich auch alleine durch diese wunderbare Stadt streifen konnte. Nachfolgend das "Ferien-Tagebuch" und einige Bilder aus dieser ganz herrlichen Zeit...
Am Freitag (17.06.) nahmen wir an der bereits traditionellen "Rathausführung andersrum"
für die LGBTI-Community teil. Wolfgang Wilhelm und Dragana Mandokovic
führten uns gewohnt routiniert und mit viel Wissenwertem durch die
prunkvollen Säle und Räume des ehrwürdigen Wiener Rathauses. Dieses
Jahr war die
Stadträtin Sandra
Frauenberger nicht dabei, vielleicht ja nächstes Jahr. :-) Nach
dem Rundgang und weil sich zwischenzeitlich auch der Hunger
zurückgemeldet hatte, sahen wir uns noch auf dem Festplatz der Pride Village
um, welche heuer vor der Votivkirche beim Schottentor stattfand (da vor
dem Rathaus die Public Viewing Arena für den König Fussball aufgebaut
war). Da auf dem diesjährig provisorischen Festplatz jedoch leider eine
eher verhaltene Stimmung vorherrschte, die Wiese bereits mit Abfall übersät war und die im
Park domizilierten Sandler unangenehm zwischen den
Festplatzbesuchern herumschlichen, zog es uns dann doch recht frühzeitig wieder heimwärts.
Am Samstag (18.06.) war der grosse Tag der Regenbogenparade,
an welcher dieses Jahr laut Zeitungsberichten rund 130'000 Menschen
teilnahmen. Fast zeitgleich fand der "Marsch für Jesus" statt, welcher
aber lediglich 10'000 Teilnehmer anzulocken vermochte. Diese
Alternativveranstaltung und das Public Viewing führten auch dazu, dass
die Parade diesmal hinter dem Rathaus herum geführt wurde. Wir sahen
uns den Start der Parade auf Höhe der Börse an, querten dann zu Fuss
die Innenstadt, um den imensen Tross bei der Wiener Oper ein zweites
Mal an uns vorbeiziehen zu lassen. Während R. und ich an der Oper auf
die Ankunft der Parade warteten, sprach uns ein junger Mann asiatischer
Herkunft an, ob die Pride Parade noch kommen würde und ob die Fahne,
die ich in der Hand hielt, die Transgender-Flagge sei. Herzig, nicht?
Da kannte sich einer aus. :-) Und dann kam sie: Die tolle, farbenfrohe und fröhliche Parade!
Nachdem wir den eher etwas
faden Festplatz ja bereits am Vortag sahen und die Info- und
Futter-Stände bereits kannten und zudem bei so vielen Teilnehmern mit
viel Gedränge auf der kleinen Wiese zu rechnen war, liefen wir von der Oper aus zum Schwarzenbergplatz und fuhren bereits wieder heimwärts. Eigentlich schade, aber so konnten wir uns auch etwas erholen.
Am Sonntag (19.06.)
wurde erstmal ausgeschlafen. :-) Anschliessend gingen R. und ich
im Hauptbahnhof (Bäckerei Heberer) gemütlich frühstücken. Da er noch
einen Termin am anderen Ende der Stadt hatte, ging ich nach dem Zmorge
kurz nach Hause um mich légerer anzukleiden: Die Temperatur an diesem
Sommertag erhöhte sich unerwartet rasch und ich bekam langsam aber
sicher bald zu warm.
Eigentlich wollte ich am
Mittag in den Schlossgarten Belvedere, doch der war derart voller
Touristen (tja, es ist Sonntag), sodass ich lieber den nebenan
gelegenen Botanischen Garten
aufsuchte. Das war ein guter Entscheid, denn unter den Bäumen war es
auch nicht so heiss, wie im offenen Schlosspark. Der Botanische Garten
ist recht vielfältig und lädt zum verweilen ein, ist aber nicht so
überbevölkert wie manch andere Touristenattraktion. Das liegt
vielleicht an seiner Unauffälligkeit und weil er neben dem Belvedere
ein regelrechtes Schattendasein fristet. So verbrachte ich den
Nachmittag in diesem Garten und fuhr dann noch auf eine Mélange ins Café Berg.
Am Abend traf ich R. wieder
und wir holten am Hauptbahnhof den Falko ab, der von einem Tagesausflug
nach Linz zurückkehrte. Am Bahnhof bestiegen wir den Bus 13A in
Richtung Josefstädter Strasse, wo sich auf Höhe der Albertgasse das
traditionsreiche Café-Restaurant Hummel
befindet. Bei Wiener Schnitzel und Palatschinke hatten wir einen
gesprächsintensiven und glatten Abend, der so lange andauerte, bis uns
ein Regenguss auf's Heimgehen aufmerksam machte.
R. schenkte mir bei der Gelegenheit als verfrühtes Geburtstagsgeschenk
einen Ringhalter in Form einer schwarzen Katze. Ist das nicht lieb? Und
ein Hinweis, etwas mehr Ordnung in mein Leben zu bringen... ;-)
Den Dienstag (21.06.)
hatte ich für mich alleine, da meine Freunde eine Ausfahrt nach Brünn
unternahmen. So fuhr ich mit dem Tram (worin ich unterdessen routiniert
war) Richtung Innenstadt, spazierte durch die Josefstaedter Strasse zur
Boutique Crash, wo "er" am
Donnerstag ein Kleid kaufte und dabei sehr freundlich bedient wurde. Da
wollte ich mich noch bei der Inhaberin, Frau Buschek bedanken, wobei
sie mich für meinen "feschen" Stil lobte. *freu* Komplimente
bereiten Freude und machen Hunger, also nahm ich wiederum das Tram zum
Schottentor, um im Café Berg zu frühstücken.
Dieses Café hat es mir recht angetan, weil es (obwohl nicht so zentral
gelegen) eine sehr entspannte Atmosphäre ausstrahlt. Nebenan ist noch
die Buchhandlung Löwenherz, ein Kompetenzzentrum für LGBTI-Literatur. Dort erstand ich noch die DVD von "The Danish Girl"
für meine Sammlung und flainierte anschliessend durch die Gassen der
Innenstadt, denn ein Freund fragte mich vor der Abreise noch nach einem
Mitbringsel in Form eines T-Shirts aus dem Vienna Hard Rock Café.
Nachdem dieses Teil erstanden war, ging's von dort per pedes weiter via
Mariahilferstrasse bis zum Westbahnhof, wo ich bei Bijou Brigitte
einen bestimmten Fingerring kaufen wollte, welchen es aber nicht mehr
vorrätig hatte. Also zurück zu Fuss via Mariahilferstrasse zur
Ringstrasse, wobei ich dawährend zweimal für die Mitnahme von
Pflegeprodukte-Mustern und für eine Unterschriften-Sammlung von
Greenpeace mit "junge Dame" angesprochen. :-) Irgendwann
bekam ich dann Gluscht auf Würstel, was mich wieder mit'm Tram zum
Schwedenplatz führte. Die Würstel waren aber leider etwas wässerig und
wollten mit einem Käffeli überdeckt werden. Also fuhr ich ins Café Prückel
am Stubentor. Dieses Caféhaus geriet ja im Januar 2015 in die
Schlagzeilen, nachdem ein sich küssendes Lesbenpaar hinausgeworfen
worden sei. Ich wurde heute allerdings sehr freundlich, professionell
und höflich bedient, keine Spur von Homo- oder Transphobie.
Spricht also wohl nichts gegen einen weiteren Besuch zu einem späteren
Zeitpunkt. Nach dem Genuss der Mélange lief ich dann zu Fuss noch zum
Schwarzenbergplatz und nahm das Tram nach Hause, denn langsam aber
sicher taten mir die Füsse weh.
Abends um halb neun
spazierte ich noch zum Hauptbahnhof, denn fahrplanmässig um 20:51 Uhr
kamen meine Freunde aus Brünn zurück. Zuerst war angedacht, dass wir zu
viert noch was kleines essen oder trinken würden, doch sie waren derart
erschöpft, dass wir grad wieder heimwärts fuhren. :-( Tja,
schade.
Fazit:
Einmal mehr durfte ich sehr angenehme Tage in Wien geniessen. Weder am
multikulturellen Taxistand vor unserem Appartement, noch in den konservativ wirkenden
Lokalen gab es irgendwelche Reaktionen in Form von Kommentaren oder
abwertenden Blicken. Ganz im Gegenteil: Ich hatte teilweise sogar das
Gefühl, für meine Figur und meinen Auftritt bewundert zu werden. In
einzelnen Fällen hatte ich sogar den Eindruck, neidische Blicke zu
ernten. Aber natürlich schauen einige Menschen weiterhin recht gezielt
auf mich, aber in der Masse scheinen es wesentlich weniger Leute als
früher zu sein, welche Notiz von mir zu nehmen scheinen. Ich denke
auch, dass die Hormone und die Laserbehandlungen insoweit Früchte
tragen, dass mein Erscheinungbild zunehmend authentischer und
alltagstauglicher wirkt, was auch mich selbst wiederum zu mehr
Gelassenheit animiert, sodass ich immer mehr an Selbstsicherheit (und
somit an positiver Ausstrahlung) gewinnen kann. Und so dreht sich der
Kreis...
Es war wunderbare Zeit, die
(wie jedesmal) viel zu schnell vergeht. Und so hoffe ich, auch nächstes
Jahr wieder nach Wien reisen zu können. Dann hoffentlich auch wieder
mit meinen lieben Freunden, die mich weitgehend unterstützt (und auch
meine teils fordernde Extravaganz ausgehalten) haben. :-)
Bis zum nächsten Jahr...